Kirchengeschichte Schnann

im Seelsorgeraum

Zur Kirche

Schnann gehörte kirchenpolitisch seit den Urtagen zur Pfarre Flirsch, im Gegensatz dazu politisch zu Pettneu.

Anfang

In den Jahren 1633 bis 1636 wütete in unserem Land die Pest. In den Dörfern des Stanzertales waren im Vergleich zu größeren Gemeinden relativ wenig Tote zu beklagen. Wohl zum Dank für ein gnädiges Vorübergehen der „Geißel Gottes“ gelobte man in unserem Dorf den Bau einer Kirche zu Ehren des Pestheiligen Rochus, in einem Dorf mit gerade 130 Einwohnern kein kleines Unterfangen. In einem Abgabenverzeichnis der Kuratei aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wird das Jahr 1638 als Zeitpunkt des Baubeginns genannt. 1638 bis 1640 dürfte der Rohbau erstellt worden sein, 1640 bis 1642 wurde die Kapelle innen gestaltet. Der kapellenähnliche Bau, der nach und nach erweitert wurde, hatte ursprünglich keinen Turm, der Eingang lag auf der Straßenseite. Den ersten Altar, mit einem schönen Kreuzbild, baute der Bildhauer Michael Lechleitner aus Grins im Jahr 1640 und kostete 110 Gulden; er wurde später von einer Rokokoarbeit verdrängt. Wann die Einweihung erfolgte, ist nirgends festgehalten (d. h. keine bischöfliche Einweihung), wahrscheinlich wurde das Kirchlein im Jahr 1646 anlässlich der Visitation eingeweiht.
Unter dem Flirscher Kuraten Severin Bader wurde das Kirchlein mit Stiftsbrief vom 15. 1. 1706 eine Filialkirche mit eigenem Kaplan. Im Antrag zu diesem Stiftsbrief wird genau festgehalten, was die Pfarrgemeinde zu stellen hat (Bau eines Widum mit Stall und Stadel, notwendige „Behilzung stellen und auflöggnen“,...) und welche Leistungen die Geistlichkeit bringen muss (Messen lesen wann und für welchen Stifter, die Jugend „in der christlichen Lehr zu instruieren“,...). Taufen und Eheschließungen behielt sich der Kurat in Flirsch vor, Bestattungen wurden in Flirsch vorgenommen, da Schnann bis 1921 keinen eigenen Friedhof hatte. In einem Diözesanbrief von damals steht, dass sich die Gemeinde Flirsch beklagt, weil die Schnanner nichts zum Bau des Altars und Tabernakels in Flirsch beigetragen haben; sie steckten das Geld wohl lieber in den Ausbau des eigenen Kirchleins.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche weitreichend vergrößert. Das Presbyterium wurde dazugebaut, das Kirchlein erhöht und gewölbt. In dieser Zeit kamen auch die beiden Seitenaltäre mit den heute verschollenen Altarbildern und die Fresken vom Kirchenmaler Jais dazu. (Nicht bei diesem Umbau, sondern möglicherweise bei den anfänglichen Bauarbeiten könnte auch der Baumeister Asam aus Schnann mit seinem Lehrling Jakob Prandtauer, der später ein berühmter Barockbaumeister wurde (Stift Melk, Stift St.Florian), mitgewirkt haben. Mit Prandtauer arbeitete lange sein Neffe Joseph Munggenast, der in Schnann geborene große Barockbaumeister). Der Kirchturm wurde vermutlich ebenfalls in der 2. Hälfte des 18. Jhts gebaut, genaue Angaben darüber gibt es nicht. Aus Kirchenrechnungen ist zu erfahren, dass 1765 „Raitterstatter bey dem Thuren 5 Tage mitgearbeitet hat für 1 Gulden 15 Kronen“. In einer Beschreibung seiner Pfarrei spricht Kurat Saxer 1834 von einem spitzen Helmturm mit Viertelstundenuhr. Die Uhr wurde 1742 für teure 81 Gulden von Anton Häfner eingebaut.
In Schriften, gefunden im Kirchturmknopf, wird berichtet, dass sich im Jahr 1817 nach mehrjährigen Missernten die Hungersnot so steigerte, dass die Menschen Heu und Türkenkolben kochten und froh waren, im Frühling „endlich das Gras zu erreichen“. Viele Familien wanderten in diesem Jahr in ferne Länder aus. Gutes Wachstum im Jahr 1818 linderte dann die Not, und schon damals war es wie heute: „denn kaum hatte man die Nahrung umso reichlicher, war man wieder desto üppiger, und die ehevor am meisten jammerten, tanzten dann um desto mutwilliger wie z. B. die Stanzertaler, welche sämtlich auf Kaltenbrunn wallfahrteten und das nächste Jahr darauf im Tanzen und in der Unzucht sich desto mehr wieder hervortaten“. So ist die Kapelle bis zur Einsetzung des Allerheiligsten im Jahr 1780 zu einem schönen Barockkirchlein herangewachsen. Die Kosten für diese rege Bautätigkeit wurden fast zur Gänze durch Stiftungen aufgebracht. Im Jahr 1823 betrug das Vermögen mit Ewig - Licht- und Pfründestiftungen 5606 Gulden. Interessant ist, dass beachtliche Stiftungen auch aus Imst (Caspar Gstrein) und Nassereith (Samuel Strele) kamen, kleinere auch aus anderen Gemeinden.
Zurück zur Kirche. In den Jahren 1900 bis 1904 wirkte in Schnann Defizient Alois Netzer, ein umgänglicher und tatkräftiger Mann. Er entfernte vom Hochaltar das Kreuzbild und ließ die Rochusstatue aufstellen. Weiters bestellte er eine Florian- und eine Schutzengelstatue, alle vom Pettneuer Bildhauer Alois Gröbner. Unter seinem Nachfolger Lechleitner wurde ab 1907 wieder weiterrenoviert. Die Mauern und das Gewölbe hatten große Risse und bei starkem Regen drang das Wasser in die Kirche. Ein Teil des Erlöses aus dem Holzverkauf des Sturmschadens von 1905 wurde in Renovierungsarbeiten gesteckt. Die Kirche wurde trockengelegt, die Sakristei erneuert und ein neuer Kirchenboden gelegt. Neue, gemalte Fenster wurden eingebaut und Malereien vom Kirchenmaler Rafael Thaler machten unglückliche Arbeiten im Nazarenerstil unter Venerand Schöpf (1885 - 1895 Defizient) wieder gut. Knapp vor Ausbruch des 1. Weltkrieges erhielt die Kirche ein neues Geläut, wovon aber die 2 großen Glocken schon 1917 zu Kriegszwecken abgeholt wurden. (Der Gefallenen wurde anlässlich der Einweihung des Kriegerdenkmals am 29. Juli 1923 gedacht.)
Schon am 7. November 1921 wurden wieder 2 neue Glocken eingeweiht (gespendet von einer Familie), während des 2. Weltkrieges wieder abgeholt und 1950 wurde das heutige Geläute mit den Tönen g-h-d geliefert. Da die kleine Glocke stimmlich nicht mehr zu den zwei Neuen passte, wurde sie abgegeben; sie tut heute im Kronburgkirchlein ob Zams ihren Dienst. 1921 wurde ein weiterer Schritt zur Trennung von Flirsch gesetzt; Schnann hatte, nachdem der Grund von der Gemeinde erstanden worden war, einen eigenen Friedhof. Es gab von politischer Seite Bedenken bezüglich der Trennung, ob die Schnanner wohl das höhere Gehalt eines Pfarrers würden bezahlen können, hatten sie doch schon öfter fällige Zahlungen entweder nicht geleistet, oder versucht, sie auf andere abzuwälzen. Trotz aller Querelen war es im Jahr 1927 soweit: die Kaplanei Schnann wurde zur selbständigen Pfarre erhoben!

Renovierungen

Im Jahr 1927 wurde dann der letzte Schritt der Erweiterung getan. Die Vorhalle mit Empore, Stiegenaufgang und Chor wurden dazugebaut. Die Dekoration wurde im Frühjahr 1928 fertiggestellt, ebenso eine neue Statue, der Hl. Sebastian, angekauft. Schließlich wurde noch die Außenfassade samt Turm neu verputzt. Eine weitere Renovierung gab es dann 1961 - 1963. Bei der Außenrestaurierung wurde die straßenseitige, fundamentlose Mauer unterfangen und durch Pfeiler abgestützt. Fassade und Turm wurden wieder neu verputzt, das Dach zum Großteil neu eingedeckt und die bergseitige Mauer trockengelegt. Eine weitere Renovierung gab es dann 1961 - 1963. Bei der Außenrestaurierung wurde die straßenseitige, fundamentlose Mauer unterfangen und durch Pfeiler abgestützt. Fassade und Turm wurden wieder neu verputzt, das Dach zum Großteil neu eingedeckt und die bergseitige Mauer trockengelegt.
Bei der Innenrestaurierung wurde nach Weisung des Bundesdenkmalamtes vorgegangen, um Unpassendes von der vorherigen Renovierung zu entfernen und eine möglichst stilgerechte Form herzustellen. Leider wurden dabei auch die gemalten, mit den Namen der Spender versehenen Fenster gegen gewöhnliche Putzenscheiben getauscht, um mehr Licht in die Kirche zu bringen. Die Ölgemälde am Gewölbe der Empore (Bild der Hl. Cäcilia an der Orgel, links und rechts musizierende Engel) und an der Decke beim Eingang (ein Herz - Jesu segnend über einem Dorfmotiv von Schnann) wurden überstrichen, da sie in der Farbgebung nicht zu den Fresken der Kirche passten. Wenn man Bilder vom Gewölbe vor der Renovierung betrachtet, muss man zugestehen, dass die Malerei überladen war.
Die letzte Renovierung – wieder unter der fachlichen Beratung des Denkmalamtes, angeregt von unserem Pfarrer Pater Andreas Rolli – erstreckte sich über den Zeitraum von 1991 bis 1998, war umfassend und kann als sehr gelungen bezeichnet werden. Das Dach der Sakristei, des Kirchenschiffes und des Turmes wurde ausgebessert, die gesamte Außenfassade neu gemalt und doppelverglaste Fenster eingebaut. Der gesamte Innenraum wurde neu gefärbelt, die Fresken gesäubert und ausgebessert und die Stuckaturen mit dezenten Farbtönen besser zur Geltung gebracht.
Die Holzböden und Seitengetäfel im Kirchenschiff wurden erneuert und die Bänke und die Innenseite der Eingangstür erstrahlen nach Ablaugen der dunklen Ölfarbe in altem Glanz. Die Elektroinstallationen wurden erneuert und die Uhr und das Läutwerk digitalisiert. (Unser altes Uhrwerk ist im Museum der Fa. Grassmayr in Innsbruck zu sehen) Zuletzt wurden alle 3 Altäre und die Kanzel mitsamt den Statuen restauriert und neu gefasst. Die Kosten der Renovierung beliefen sich auf 1,9 Mill. Schilling, in heutiger Währung ca. € 138.000!

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